Es ist eine eiskalte Winternacht des Jahres 1940, als Anna in einer einsamen Berghütte unter dramatischen Umständen geboren wird. Ihre Mutter Marie ist ganz alleine. Denn während sich ihr Mann – trotz der widrigen Wetterlage – auf den beschwerlichen Weg in das kleine Bergdorf Forstau gemacht hat, um die Hebamme zu holen, kommt die kleine Anna zur Welt.

Doch Anna ist kein Kind wie andere Kinder. Sie wird mit einer besonderen Begabung geboren, die auch bereits ihre Tante Barbara, die Hebamme, und andere Frauen in der Familie in sich tragen. Also muss sie lernen damit zu leben und erfährt dabei am eigenen Leib, dass diese Gabe manchmal Segen aber oft auch Fluch sein kann.

„Wintertöchter – Die Gabe“ von Mignon Kleinbek ist der Auftaktroman einer epischen Forstau-Trilogie. Er beschreibt vor der Kulisse der Kriegs- und Nachkriegsjahre das karge, entbehrungsreiche Leben dreier Frauen und ihre persönlichen Schicksalsschläge. Diese resultieren einerseits aus der an sich schon gottgegebenen altdörflichen Lebenssituation, schildert aber auch die unterjochte Frauenrolle in einer unsäglich tradierten, männerdominierten Welt. Gewalt gegen Frauen, Vergewaltigung. Da ist manchmal kein Platz für Sentimentalitäten. Aber die Autorin schafft es mit einem sehr einfühlsamen Schreibstil die teils bedrückenden, teils schonungslosen Szenen aufzufangen.

Interessant ist der durchgängige Perspektivwechsel, der den Leser in die Gedankenwelten der drei Protagonistinnen mitnimmt und so für eine abwechslungsreiche Spannungsfolge sorgt. Die Sätze sind gewollt einfach – so wie das geschilderte Leben auch.

Für mich ist „Wintertöchter – Die Gabe“ ein ehrlicher, authentischer Heimatroman. Das bewirken die beeindruckenden Charaktere, die historischen Fakten, die sorgfältig recherchierten Erklärungen in Sachen Heilkunde und viele althergebrachte Begriffe. Die stimmungsvollen Naturbeschreibungen tragen einen weiteren Teil dazu bei. Ein eindrückliches Buch über Menschen, die gegen ihr Schicksal aufbegehren auch wenn es manchmal sinnlos erscheint. Leseempfehlung.

„Wintertöchter – Die Gabe“ v Mignon Kleinbek, erschienen im Pinguletta Verlag. 354 Seiten, mit einem Nachwort von der Autorin selbst.

Klappentext,

Die Forstau – ein kleines, verborgenes Bergdorf am Fuße der Österreichischen Tauern. Drei Frauen – Barbara, die selbstbewußte Hebamme. Ihre schwermütige Ziehschwester Marie und Anna, das Kind mit der besonderen Gabe, die sowohl Geschenk als auch Fluch bedeutet. Sie stellen sich dem harten Leben in den Bergen sowie gegen althergebrachte Traditionen in einer männerdominierten Welt. Als Roman in Maries Leben tritt, scheint sich alles zum Guten zu wenden. Doch die Verbindung bringt weder Marie noch ihrer Tochter Glück …

Copyright: Pinguletta Verlag

Die Autorin

Mignon Kleinbek, ausgebildete Erzieherin Jahrgang 1964, hat zwei erfolgreiche, autobiografische Bücher über ihre Rheuma-Erkrankung („Nach Oben“, 2015 und „Bähmulle“, 2016) veröffentlicht. Die Romantrilogie „Wintertöchter“ ist ihr erstes belletristisches Werk; eine berührende Erzählung über Gaben und Fähigkeiten, über das harte Leben in den Bergen und Frauen, die mutig eigene Wege beschreiten. „Wintertöchter – Die Gabe“ und „Wintertöchter – Die Kinder“ haben bereits eine große Fangemeinde. „Wintertöchter – Die Frauen“ beschließt die spannende Österreich-Saga.

Kleinbek lebt mit ihrem Mann und zwei erwachsenen Söhnen im baden-württembergischen Enzkreis bei Pforzheim. Neben dem Schreiben liebt sie Musik, Literatur und ihren wilden Garten. Am liebsten schreibt sie abends, wenn die Dämmerung einsetzt, auf der Terrasse – dann kann sie ganz eintauchen in die Welt ihrer Protagonisten. Schreiben ist für sie nicht Last oder Arbeit, sondern das reinste Vergnügen; mit der Schriftstellerei hat sie sich einen lang gehegten Wunsch erfüllt.