„Es war ein sengend heißer Augustmorgen, und der feuchte Atem der Marsch verhängte die Eichen und Kiefern mit Nebel. Eine ungewöhnliche Stille herrschte zwischen den Palmettopalmen, nur durchbrochen vom leisen, bedächtigen Flügelschlag des Fischreihers, der sich aus der Lagune erhob. Und dann hörte Kya, gerade mal sechs Jahre alt, die Fliegengittertür knallen. Sie stand auf einem Hocker und war dabei, Maisgrieß aus dem Topf zu kratzen, den sie nun in das lauwarme Spülwasser sinken ließ. Nichts war mehr zu hören außer ihrem eigene Atmen. Wer hatte die Hütte verlassen? Bestimmt nicht Ma. Sie ließ die Tür niemals zuschlagen.“ (Klappentext)

Kya wächst mit einem gewalttätigen Vater in einer abgelegenen Hütte in der Sumpflandschaft von North Carolina auf. Irgendwann hält die Mutter das Zusammenleben nicht mehr aus, verlässt das Haus und die Familie. Nach und nach suchen auch die Geschwister das Weite, nur Kya bleibt zurück und muss sich und ihren prügelnden Vater selbst versorgen. Bis auch der plötzlich verschwindet.

So versucht Kya, das Marschmädchen, allein im Sumpf zu überleben. Unterstützung erhält sie von einem Schwarzen Ehepaar, denen sie Krabben verkauft. Eines Tages trifft sie zufällig auf Tate, der, wie sie, der Natur eng verbunden ist. Nach einer ersten Begegnung legt sie ihre Scheu ab und die beiden verlieben sich. Alles könnte ganz wunderbar sein, wenn da nicht eines Tages der junge gutaussehende Chase ermordet aufgefunden worden wäre und alles darauf hindeutet, dass das Marschmädchen seine Mörderin war.

„Der Gesang der Flusskrebse“ wurde schon so oft und so viel besprochen und rezensiert. Ich denke, es gibt nichts was nicht schon gesagt wurde. Für mich ist die Geschichte um die in den Sümpfen allein lebende Kya ein modernes Dschungelbuch. So wie Walden bei Thoreau oder Robinson Crusoe bei Defoe, so ist es bei Delia Owens das Marschmädchen in einer armseligen Hütte, weit ab von jeglicher moralischen Konvention. Leben im Rhythmus der Gezeiten und in der Symbiose mit der Natur. Gemixt dann allerdings mit Coming-of-Age, Krimi und einer (leicht an der Grenze zum Kitsch) Romanze entledigt sich Owens dem Anspruch des Nature Writing und bedient stattdessen den Stoff aus dem Bestseller gemacht werden.

Ein Romandebut der Extraklasse. Leseempfehlung

Covertext:

Chase Andrews stirbt, und die Bewohner der ruhigen Küstenstadt Barkley Cove sind sich einig: Schuld ist das Marschmädchen. Kya Clark lebt isoliert im Marschland mit seinen Salzwiesen und Sandbänken. Sie kennt jeden Stein und Seevogel, jede Muschel und Pflanze. Als zwei junge Männer auf die wilde Schöne aufmerksam werden, öffnet Kya sich einem neuen Leben – mit dramatischen Folgen. Delia Owens erzählt intensiv und atmosphärisch davon, dass wir für immer die Kinder bleiben, die wir einmal waren. Und den Geheimnissen und der Gewalt der Natur nichts entgegensetzen können.

Über die Autorin:

Delia Owens, geboren in Georgia, lebt auf einer Ranch in Idaho. Über zwanzig Jahre erforschte die Zoologin in verschiedenen afrikanischen Ländern Elefanten, Löwen und Hyänen. Als Kind verlebte Owens die Sommerurlaube mit ihren Eltern in North Carolina, wo auch ihr Romandebüt spielt.

Copyright nur über © Dawn Marie Tucker

 

 

„Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens I Erschienen @hanserblau I Übersetzung Ulrike Wasel und  Klaus Timmermann