Irmgard Hochreither ist das Paradebeispiel eines Stadtmenschen, der*die sich ein Dasein ohne Kino, Theater, Cafés und Restaurants gleich um die Ecke gar nicht bis überhaupt nicht vorstellen kann. Wohnen im 4. Stock mit Dachterrasse in der quirligen Hamburger City und übers Wochenende einfach mal nach Paris, um dort u.a. in einem Feinkostgeschäft die Lieblingskonfitüre für ihren Mann zu kaufen – genau so liebt die anerkannte Autorin und Journalistin ihr Leben. Und genau diese Irmgard soll, nach Wunschdenken ihres Mannes, mit ihm ein Haus auf dem Land mieten, um sich am Wochenende dem Landleben zu widmen.

(Textauszug) „Polkefitz“ sagt er mit einem seligen Lächeln im Gesicht. „Ich habe dir doch von Polkefitz erzählt. Ein kleines Dorf im Wendland. Ein uraltes Bauernhaus in einem riesigen Garten. Ein herrliches Fleckchen Erde.“ „Und? Ist DAS etwa deine Überraschung?“  „Der Besitzer hat angerufen. Das Haus steht jetzt leer. Wir könnten es mieten. Für die Wochenenden. Mal raus aus der Stadt. Kostet fast gar nichts.“ „Du willst mich in die Pampa verschleppen?“ kreische ich, kurz vorm Hyperventilieren. Vergiss es! Wenn überhaupt Pampa, dann nach Argentinien. Was soll ich in der deutschen Provinz?“

Denn Irmgard ist selbst in der Provinz aufgewachsen. „Vorstadtidylle mit Einfamilienhäusern in ordentlich gepflegten Gärten. Ligusterhecken. In Form gestütztes Grün. Blumen, die an einer Reihe stramm stehen wie Zinnsoldaten. (Textauszug)

Letztendlich kam es dann aber doch so wie sie es sich bis dahin nicht hätte vorstellen können. Kaum Wochenend-Wendländerin geworden, setzte sich Irmgard an den Computer und schrieb von ihrem neuen kaschmirlosen Leben zwischen Spinnen in der Dusche, Giersch und Nacktschnecken im Garten und dem Mikrokosmos ihres Dorfes und des Wendlandes. Das macht sie witzig und voller Sympathie ihren Nachbarn gegenüber. Ihr Buch, sagt sie, sei weniger ein konkretes Abbild des Dorfes und seiner Menschen als vielmehr eine Schilderung von Atmosphäre, Stimmungen und Geschichten, wie sie in vielen Dörfern vorkommen. Und so ist alles wahr – ob es nun in Polkefitz spielt oder in einem Nachbarort, in dem Exemplare dieses ganz besonderen Menschenschlags Wendländer leben: »Kauzig, eigenwillig und, wenn der Alkoholpegel auf null steht, ein wenig sparsam in der Ausdrucksweise.» Sie schreibt von Radtouren mit der Dorfgemeinschaft, von ländlichen Buschtrommeln und dem Gorleben-Protest, von fester und flüssiger Nahrung auf Dorffesten, von Jäger-Willi und von Klempner Erwin und seiner Werkstatt. Und dazwischen immer wieder von ihrer wachsenden Begeisterung für das Landleben. Längst kann sie sich auch nicht mehr vorstellen, ohne das Wendland zu sein. Sie empfindet es als große Befreiung, jedes Wochenende hierher zu kommen.

Ach ja – und inzwischen lebt sie sogar dort wo sie anfangs nur das Wochenende zugebracht hat. Hamburg kommt ihr „Lichtjahre her“ vor und über manches, was ihr einst mal wichtig war, schüttelt sie heute nur noch den Kopf.

„Schöner Mist – Mein Leben als Landei“ (erschienen im @ullsteinbuchverlage) will kein tiefgründiges Buch sein, sondern eine amüsante Schilderung einer „vom Landlust-Virus“ infizierten Großstädterin. Irmgard Hochreither, Autorin und Journalistin, beschreibt hier kurzweilig und mit viel Selbstironie wie ihr Leben auf dem Land zu einer Liebesbeziehung wurde.

Ich habe dieses Buch mit großem Schmunzeln gelesen und musste oft spontan laut lachen. Wer auf dem Land lebt oder ein „Doppel-Leben“ zwischen Stadt und Land führt, der findet sich bestimmt in dem einen oder anderen Kapitel wieder. Und wer in der Stadt lebt, der hat die Möglichkeit auf sehr unterhaltsame Weise einmal Landluft zu schnuppern.

Klappentext: In einem alten Bauernhaus zu wohnen und Eichblattsalat im eigenen Gemüsegarten anzupflanzen stand nie auf dem Wunschzettel von Irmgard Hochreither. Trotzdem verbringt sie seit kurzem fast jedes Wochenende auf dem Land, wühlt hingebungsvoll in der Erde und verteidigt Gemüse und Rosen gegen Giersch, Nacktschnecken und Wühlmäuse. Ein Buch über kleine Fluchten in eine überschaubare Welt – erfrischend witzig und warmherzig erzählt.