Wie geht Leben auf dem Land ohne Hund? Geht ganz bestimmt – aber ich persönlich kann mir das gar nicht mehr vorstellen. Wir waren schon einige Jahre auf unserem Resthof, als ich zufällig über eine Züchteranzeige stolperte: „Irish Setter Welpen, Wurfstärke 5.3 zu verkaufen“. Abgebildet waren die Setter-Mutter Orla, Setter-Vater Owen und ein Krabbel-Knäuel von 8 winzig-kleinen Setter-Welpen. Keine Chance! Ich musste da hin. Mein Mann war zögerlich, da er noch nie einen Hund besessen und auch mit Haustieren allgemein wenig Erfahrung bis dato hatte. Ich selbst hatte schon einmal vor etwa 30 Jahren einen kleinen Mischlingshund, der allerdings mit 5 Jahren sehr krank wurde und eingeschläfert werden musste. Wer das als Hundebesitzer schon einmal erlebt hat, der weiß wieviel Herzensleid damit verbunden ist. Nie wieder – habe ich mir damals geschworen. Nie wieder.

Der Standort des Züchters lag entfernungsmäßig fast genau zwischen NRW und Niedersachsen, wo wir unsere beiden Wohnsitze haben. Perfekt also, um auf einer unserer Fahrten von A nach B einen unverbindlichen Termin mit dem Züchter zu vereinbaren. Als wir ankommen, werden wir schon mal von der quirligen Orla begrüßt und hinter und neben ihr ein Gewusel von acht 4-Wochen-alten, winzig-kleinen Welpen, die nur aus Pfoten und langen Ohren bestanden. Um mich war es sofort geschehen! Nach etwa 2 Stunden, in denen wir mit dem Züchter alle persönlichen Gegebenheiten, die den Kauf und die Aufnahme eines Vierbeiners, in diesem Falle eines Irish-Setters, durchgesprochen haben, gab es seinerseits keine Einwände. Und wer bitte schön kann dann noch ‚nein‘ sagen – oder sogar danach einfach wieder so, ohne Hund, weggehen? Also, wir jedenfalls nicht!

Acht Wochen später ist dann unsere kleine Irish-Red-Setterhündin Phely bei uns eingezogen – in unser Haus und in unsere Herzen. Die Umstände, um wieder einen Hund in sein Leben zu lassen, konnten nicht besser sein. Wir hatten viel Platz und auch die Zeit, um uns um Phely zu kümmern … gerade auch am Anfang, wenn das kleine Hundebaby von seiner Mutter getrennt wird und plötzlich in ein neues Umfeld kommt – von Menschen umgeben, die es bis dahin nur wenige Male gesehen hat. Aber am ersten Tag im neuen Zuhause gab es so viel zu entdecken und ausfindig zu machen, da war keine Zeit für Traurigkeit.

Dann kam die erste Nacht. Im Vorfeld hatte ich ungefähr 20 Hundebesitzer aus dem Freundes- und Bekanntenkreis befragt und 10 Fachbücher inhaliert, um eine Antwort auf die Frage zu bekommen: wie und wo soll der Welpe seine erste Nacht in der neuen Umgebung verbringen. Die Bandbreite an Antworten war so unterschiedlich wie vielfältig. Letztendlich entschieden wir uns, dass der Hund nicht in unserem Bett schlafen, aber auf alle Fälle ganz in der Nähe unseres Schlafzimmers sein Nachtlager haben sollte. Außerdem wollte ich auf keinen Fall, dass mein Hund in einem Käfig übernachtet.

Also stellten wir circa 20 Schritte Luftlinie von unserem Bett entfernt einen 2 x 2 Meter großen Pappkarton auf, den wir mit Decken und Kissen als Schlafstätte vorbereiteten. Anfangs lief alles paletti. Aber dann, mitten in der Nacht, wurden wir von einem erbärmlichen Jaulen aus dem Schlaf gerissen. Anfangs dachten wir noch, dass wird sich beruhigen – aber null. Nun hatten wir, wie schon erwähnt, im Vorfeld mit vielen Hundebesitzern gesprochen. Und so unterschiedlich die Meinungen zu manchen Fragen waren, eine Antwort war jedoch immer die gleiche: Wenn der Hund jault, weil er etwas möchte, was Du nicht möchtest – dann auf keinen Fall klein beigeben. Denn dann hast Du für immer verloren.

Also haben wir uns die ganze Nacht das Gejaule von Phely angehört – bis zum Morgengrauen. In aller Herrgottsfrühe habe ich dann einen passenden Augenblick ohne Jaulen abgewartet, um unseren Welpen aus dem Karton zu holen. Und in dem gleichen Moment, als er außerhalb seiner Schlafstätte Boden unter den Pfoten hatte, war alles wieder in bester Ordnung und das kleine Abenteuer ‚Leben‘ konnte von Neuem beginnen.

Wie unser „Abenteuer Phely“ weiterging und wie die zweite Nacht gelaufen ist? Dazu das nächste Mal mehr. Schaut ab und zu mal rein.