Wer träumt nicht davon, endlich der Stadt zu entfliehen? Den Blick über den freien Himmel schweifen zu lassen, statt stumpf auf Betonwände zu starren, im Ohr sanftes Grillengezirpe statt endloses Telefongeklingel, sich die Nase von Grashalmen kitzeln zu lassen, statt sie durch Autoabgase zu irritieren …
Von den Lebensgewohnheiten auf dem Lande anno dazumal und von den Freuden eines einfachen Lebens im Einklang mit der Natur erzählen Klassiker wie Adalbert Stifter, H.D. Thoreau oder Anton Čechov. Zeitgenössische Autoren wie Tomi Ungerer, Judith Hermann und Andrea De Carlo schreiben außerdem über die Sehnsucht nach einem Refugium im Grünen und nicht zuletzt über die naiven Vorstellungen der Städter und die doch ganz andere Wirklichkeit des Landlebens. Ein Lesebuch für das Wochenende oder die Ferien auf dem Land – oder eine Sehnsuchtslektüre für alle, die in der Stadt bleiben müssen. (Klappentext)
Der Titel „Landleben Ein Sehnsuchts-Lesebuch“ sagt eigentlich schon alles über den Inhalt dieses Buches aus. Im Mittelpunkt der Kurzgeschichten, ausgewählt von Daniel Kampa, steht das Landleben in all seinen unterschiedlichen Facetten. Bei Anton Čechov ist es „Das neue Landhaus“, bei Bernhard Schlink „Das Haus im Wald“ oder bei Henry David Thoreau „Walden“.
Besonders berührend ist die Erzählung „Im Rhythmus der Jahreszeiten“ von Marion Gräfin Dönhoff (frühere Chefredakteurin und Mitherausgeberin der Zeit). Wie viele andere musste Sie als junges Mädchen im Krieg ihre Heimat Ostpreussen verlassen. Doch ihr Herz ist eigentlich immer in der Heimat geblieben. So erinnert sie sich anschaulich an „die Zeit der großen Ernte, wenn der Wind in kleinen Wellen über die großen Roggenfelder läuft“ (S. 251) oder wie sie kilometerweit über die Stoppelfelder reitet und dabei ein „Hochgefühl vollkommener Freiheit und Schwerelosigkeit“ (S. 252) empfindet. In ihren Erinnerungen nimmt sie den Leser mit in die wunderschöne Natur der ostpreussischen Landschaft mit ihren Seen und Wäldern und „plötzlich versteht man alles, das Leben, das Sein, die Welt. Und es gibt nur noch ein Gefühl: tiefe Dankbarkeit dafür, dass dies meine Heimat ist.“ (S. 254)
Weitere Autoren: Lisa Saint Aubin de Terán, Nancy Mitford, Andrea de Carlo, Judith Hermann, Adalbert Stifter, Ulrich Bräker, Joseph Roth, Ivan Turgenev, Leo Tolstoi, Bozena Nemcová, Meir Shalev und Ralph Waldo Emerson.
„Landleben – Ein Sehnsuchts-Lesebuch“ ist eine sehr vielseitige Sammlung kleiner ruraler Geschichten mit Tiefgang. Empfehlenswert für alle, die gerne einmal zwischendurch eine Reise in andere Gedankenwelten unternehmen möchten.
Erschienen im Diogenes Verlag. Umschlagzeichnung von Jean-Jacques Sempé.