Les Bastides Blanches ist ein Bergdorf von 150 Einwohnern in den Hügeln der Provence. „Les Bastides Blanche war eine Gemeinde von 150 Einwohnern auf einem der letzten Ausläufer der Etoile-Massivs, zwei Meilen von der Aubagne entfernt … dorthin führte eine unbeflasterte Landstraße mit so abrupter Steigung, dass sie von weitem senkrecht wirkte, und zur Gebirgsseite setzte sie sich nur als ein Maultierpfad fort, von dem einige Fußwege zum Himmel strebten“.

Eines Tages stirbt Pique-Bouffigue, der Besitzer des abgelegenen und heruntergekommenen Rosmarinhofes. Da dieser Berghof über eine eigene Wasserquelle verfügt, ist er bei dem habsüchtigen César Soubeyran und seinem Neffen heiß begehrt. Die beiden wollen nämlich mit einer groß angelegten Nelkenzucht zu Reichtum kommen – benötigen dafür aber viel Wasser und zwar mehr als ihnen selbst zur Verfügung steht. Also helfen sie dem Tod etwas nach und eignen sich mit Hilfe von dubiosen Machenschaften den Hof an. Doch eines Tages taucht plötzlich der wahre Erbe dieses Hofes auf und der Stein kommt ins Rollen.

Die Geschichte um das Dorf Aubagne, wo der Schriftsteller Pagnol 1895 geboren wurde, und seine schrulligen Einwohnern spielt in den 1920er Jahren. Mit hintergründigem Humor und feiner Ironie beschreibt Pagnol die Charakter der Menschen in dieser kargen Hochebene, ihre Schwächen und ihre zu damaligen Zeiten einfachen Lebensumstände. „Der Bäcker war ein dicker Bursche von 30 Jahren, er hatte schöne Zähne und glattes, ganz schwarzes, aber immer mehlbestaubtes Haar. Er lachte gern und interessierte sich für alle Frauen des Dorfes, sogar für seine eigene, ein schönes Mädchen von 20 Jahren, die ihn vergötterte. Er hieß Martial Chabert, da er aber immer nur der Bäcker genannt wurde, hatte man seinen Namen vergessen.“ Dieser Roman ist eine Milieustudie, die die Leser*innen in gekonnter Weise Landschaftsszenen und Figuren in einem Südfrankreich um die Jahrhundertwende schnörkellos aber sehr liebevoll beschreibt.

„Ein Fußweg zweigte vom Maultierpfad ab, der am Hügel entlangführte und sich in einem hohen Gestrüpp von Rosmarin verlor …. Vor der Front eine Terrasse von gestampfter Erde, mit einem Mäuerchen gleich großer Steine umgeben; schwarze Holzpfosten stützten eine alte, halb abgestorbene und ausgefranste Weinranke. Das war die Rosmarin-Farm, der einsame Aufenthalt von Pique-Bouffigue.“

Foto:Alain Hoquel _ PR

„Die Wasser der Hügel“ von Marcel Pagnol ist die perfekte Urlaubslektüre – optimalerweise irgendwo in Südfrankreich, im Schatten hoher Pinien, wo sich der Duft weiter Lavendelfelder verbreitet.

Erschienen 1997 bei PIPER. 423 Seiten. Übersetzung: Pamela Wedekind. Das Buch wurde auch mit großem Erfolg verfilmt mit Gérard Depardieu, Yves Montand und Emmanuelle Béart in den Hauptrollen.

Klappentext:

Ein Bergdorf in der Sonnenglut der Hochebene bei Marseille, die hundertfünfzig Einwohner gehören zu den wenigen Nachkommen der gallischen Urbevölkerung. Im Mittelpunkt von Pagnols berühmten Roman steht ein Hof, unter dem eine kostbare Quelle sprudelt. Doch wer sie unrechtmäßig an sich reißt, den führt sie ins Verderben. Erst das schöne Quellenmädchen Manon kann die Ordnung in der durch Mord, Verrat und Habgier gestörten Welt des kleinen Dorfes wiederherstellen.

Berühmt durch seine Geschichten über den Alltag

Er schrieb Geschichten über Fischweiber, Wirte und Kellner und wurde damit reich. In den 1930er Jahren stieg Marcel Pagnol zu einem der erfolgreichsten Schriftsteller und Regisseure Frankreichs auf. Seine Geschichten über seine idyllisch-ländliche Kindheit gingen um die Welt.

Textauszüge zum 125. Geburtstag von Marcel Pagnol – Deutschlandfunk.de – Text : Maike Albath

Paris, im Januar 1958. Ein kräftiger Herr mit markanten Gesichtszügen um die 60 betritt die Studios des französischen Fernsehens: Marcel Pagnol, einer der berühmtesten und erfolgreichsten Dramatiker, Regisseure und Schriftsteller des Landes. Eine tadellose Erscheinung im schwarzen Anzug, ein Ausbund an Charme – drei Mal verheiratet, Vater von fünf Kindern fünf verschiedener Frauen.

Seinen ersten großen Erfolg feierte Pagnol 1928 mit der Komödie „Topaze“, die allein in Paris 800 Mal aufgeführt wurde. Der endgültige Durchbruch gelang ihm ein Jahr später mit „Marius“, dem ersten Teil seiner Marseiller Trilogie. In der Kneipe „Zum goldenen Anker“ nimmt die Geschichte einer verhinderten Liebe ihren Lauf – derbe Fischweiber kommen ebenso zum Zuge wie der streitbare Wirt, sein verträumter Kellner und die betörende Muschelverkäuferin. Frankreich war hingerissen. Endlich verstand man, was es mit den temperamentvollen Provenzalen auf sich hatte.

Pagnol bediente sich aus den Erfahrungen seiner Jugend in Marseille. Er wurde am 28. Februar 1895 in Aubagne als Sohn eines Grundschullehrers und einer Schneiderin geboren. Zuhause galten die Werte der laizistischen Republik. Noch vor seinem 15. Geburtstag starb seine Mutter. Umso größere Bedeutung gewann das Paradies seiner Sommerferien: das Landhaus Bastide Neuve bei La Treille. Auf die Frage, was ihn an seiner Kindheit denn so anziehe, sagte Pagnol: „Meine Kindheit zieht mich an, weil es meine Kindheit war! Wissen Sie, ich glaube, es war vor allem eine beständige Welt. Man war sich des nächsten Tages sicher. Alles dauerte an, die Lage war stabil, die Verhältnisse blieben so, wie sie waren.“

Pagnol erfasste die tiefe Sehnsucht nach dem idyllisch-ländlichen Frankreich – seine Kindheitserinnerungen waren ein Kassenschlager und gingen um die Welt. „Wir verließen das Dorf, nun begann der Zauber, und ich fühlte das Erwachen einer Liebe, die mein Leben lang dauern sollte. Eine unermessliche Landschaft erhob sich vor mir im Halbkreis bis in den Himmel. […] Von allen Seiten erklang wie aus einem Meer von Musik das metallische Zirpen der Zikaden …“

Im Frühjahr 1974 starb Marcel Pagnol. Auch nach seinem Tod wurden seine Romane immer wieder verfilmt. Pagnols Grab liegt in La Treille, dort, wo in seiner Kindheit der Zauber begann.