Der dystopische Roman „Die Lichtung“ erzählt von den Schwestern Nell und Eva, die mit ihren Eltern abgeschieden in einem kleinen Haus am Waldrand leben.

Eines Tages bricht die Stromversorgung ab, Benzin und Lebensmittel gehen aus.  Zusammen mit ihrem Vater fahren die Mädchen in die entfernte Kleinstadt und sehen sich mit einem Zusammenbruch des Systems konfrontiert. Es gibt so gut wie keine Vorräte mehr, von Treibstoff ganz zu schweigen, viele Menschen haben fluchtartig die Stadt verlassen.

Zunächst glaubt die Familie noch daran, dass sich alles wieder zum Guten fügen wird. Als dann aber, nach dem plötzlichen Tod der Mutter, auch der Vater kurz darauf verstirbt, bleiben Nell und Eva verlassen und isoliert zurück. Ganz allein auf sich gestellt, wird ihnen nach und nach klar, dass sie von der vertrauten Welt abgeschnitten sind und sie einen Weg finden müssen, um zu überleben.

In „Die Lichtung“ verdeutlicht die Autorin Jean Hegland sehr realistisch die Abhängigkeit von der zivilisierten Gesellschaft und dem damit einhergehende Fähigkeitsverlust sich in einer autarken Lebensweise zurecht zu finden. Stellvertretend dafür stehen die beiden Schwestern Nell und Eva – zwei junge Frauen, die – mit einer apokalyptisch ähnlichen Situation konfrontiert – mit unglaublicher Zähigkeit und schmerzvollen Erfahrungen lernen müssen wieder mit und in der Natur zu leben. Nichts ist mehr selbstverständlich. Essen und Trinken muss entweder angebaut, gejagt oder im Wald gesammelt werden.

Ähnlich wie in dem Buch „Die Wand“ von Marlen Haushofer geht es um eine nicht sichtbare Bedrohung, die zunächst unglaublich anmutet aber dann im Laufe der Geschichte die Protagonistinnen in einen physischen als auch psychischen Entwicklungsprozess drängt, der letztendlich die Abkehr von der Zivilisation zur Folge hat. Ein außerordentlich packender Roman und ein sehr kluges dystopisches Young-Adult-Drama.

„Die Lichtung“ v Jean Hegland. Erschienen 1998 im Wolfgang Krüger Verlag. Originaltitel „Into the Forest“. Übersetzung Anne Steeb-Müller. 299 Seiten.

Klappentext:

Nell und Eva leben mit ihren Eltern in einem kleinen Haus am Waldrand nahe einer Kleinstadt. Beide Schwestern haben große Pläne. Nell möchte studieren und Eva Karriere als Tänzerin machen. Doch etwas in der Welt verändert sich. Die Stromversorgung wird unregelmäßig, bis sie schließlich ganz zusammenbricht, Benzin und Lebensmittel gehen aus, es gibt keine Zeitungen mehr, und erschreckende Gerüchte gehen um: Man spricht von Krieg, Seuchen, Erdbeben und einer Explosion in einem Atomkraftwerk. Als schließlich, nach dem Tod der Mutter, auch noch der Vater der beiden durch einen Unfall stirbt, bleiben Nell und Eva allein und isoliert zurück. Erst da beginnen die jungen Frauen allmählich zu begreifen, daß die Zivilisation tatsächlich zusammengebrochen, die vertraute Welt unwiederbringlich verloren ist und es jetzt nur noch um ihr Überleben geht.

Autor:in _ Jean Hegland / Foto Copyright : Heather Fisher

Jean Hegland hat nicht nur eine Vision aus weiblicher Sicht entworfen, die so real erscheint, weil sie nachvollziehbar, klar und wahrhaftig erzählt ist, sie hat auch einen fesselnden, poetischen und gefühlvollen Roman über die Liebe und die Freundschaft zweier Schwestern geschrieben, die gemeinsam ihren Weg suchen, in einer für sie nicht vertrauten, aber ursprünglichen Welt der Natur und des Waldes.

Die Autorin

Jean Hegland lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im Norden Kaliforniens auf dem Land.