Im Mittelpunkt steht Vera, „Polackenkind“ und Tochter von Hildegard von Kamcke. Beide stranden 1945 als Ostpreußische Flüchtlinge auf einem stark in die Jahre gekommenen Altländer Hof, wo sie eher schlecht als recht von der Hofbesitzerin Ida Eckhoff aufgenommen werden. Doch Hildegard ist keine Frau, die sich in die Nebenrolle, die ihr von Ida zugedacht wird, einfügt. Im Gegenteil. Sie heiratet Karl, den Sohn der Hofbesitzerin, der körperlich und seelisch stark gezeichnet aus der russischen Gefangenschaft zurückgekommen ist – und verdrängt Ida aus ihrem eigenen Haus.
Doch zufrieden ist Hildegard immer noch nicht. Als Hildegard von einem anderen Mann schwanger wird, packt sie ihre Koffer und zieht zu ihm in eine schöne Villa nach Hamburg. Ihre Tochter Vera, inzwischen vierzehn Jahre alt, und ihren Mann Karl lässt sie auf dem Hof zurück.
Vera bleibt auf dem Hof obwohl „das Haus nicht für Menschen gebaut ist, die es warm und gemütlich haben wollen“ (Zitat), kümmert sich um ihren psychisch kranken Stiefvater bis zu seinem Tod und erbt letztendlich den verfallenen Hof. Zugehörig fühlt sie sich dennoch nicht und führt ein zurückgezogenes und sehr eigenwilliges Leben – bis plötzlich ihre Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn vor der Tür stehen.
„Altes Land“ ist kein Roman, der das Landleben zum Sehnsuchtsort idealisiert – trotz blühender Apfelbäume und weißer Wäsche auf der Wäscheleine. Im Mittelpunkt dieser Geschichte steht die Heimatlosigkeit. Und als Kulisse dient ein altes verfallenes Bauernhaus, in dem die Protagonistin Vera ihr ganzes Leben lebt aber eigentlich nie ankommt.
Klappentext: „Polacken“, schimpft Ida Eckhoff, Bäuerin im Alten Land, als im Frühjahr 1945 Flüchtlinge aus Ostpreussen auf ihrem Hof stehen. Hildegard von Kamcke und ihre kleine Tochter Vera müssen in die Knechtekammer, auf Idas weißer Hochzeitsbank dürfen sie nicht sitzen. Aber Hildegard hat für die Opferrolle kein Talent. Sie zieht weiter nach Hamburg und läßt ihr Kind zurück. Vera erbt das große, kalte Haus und scheint es doch nie zu besitzen. Sie fürchtet sich vor ihm, lässt es verfallen. Bis mehr als sechzig Jahre später wieder zwei Flüchtlinge vor der Tür stehen: Veras Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn. Anne kommt nicht mehr zurecht mit ihrem Leben im szenigen Hamburg-Ottensen. Sie hasst ihren Job als Flötenlehrerin. Als ihr Mann sich dann auch noch in eine Andere verliebt, haut sie ab.
Vera, die raubeinige Zahnärztin und Anne, die verkrachte Musikerin, haben mehr gemeinsam als sie ahnen. Beide fühlen sich nirgends zugehörig, beide kämpfen mit einer Vergangenheit, die alle Frauen in ihrer Familie hat erstarren lassen. Als sie beginnen das Haus zu renovieren, geraten die Dinge in Bewegung.
Die Autorin: Dörte Hansen, geboren 1964 in Husum, lernte in der Grundschule, dass es außer plattdeutsch noch andere Sprachen auf der Welt gibt. Die Begeisterung darüber führte zum Studium etlicher Sprachen wie Gälisch, Finnisch oder Baskisch und hielt noch an bis zur Promotion in Linguistik. Danach wechselte sie zum Journalismus, war einige Jahre Redakteurin beim NDR und arbeitet heute als Autoren für Hörfunk und Print. Sie lebt in der Nähe von Hamburg. Altes Land ist ihr erster Roman.