Wie schon mal gesagt: Ich bin in einem 800-Seelen-Dorf aufgewachsen und erinnere mich sehr gut, dass ich mir mit 16 Jahren nichts Sehnlicheres gewünscht habe als „weg vom Dorf und ab in die Stadt“. Denn nur dort fand in meinen Augen das Leben statt, dort war viel mehr los und überhaupt: dort war alles besser. Meine Sorge, dass ich in diesem Dorfleben so langsam „eingehen würde wie eine Primel“ steckte tief und es gab immer mal wieder die Befürchtung „den Zug zu verpassen“.
Alles schien mir so eng im Dorf. Jeder wusste von jedem und wenn man zum Bäcker kam und das Gespräch dort plötzlich stockte, dann konnte man davon ausgehen, dass man selbst der Gesprächsstoff des Tages war. Die ständigen Ermahnungen des Elternhauses „Was sollen denn die Leute denken“ sind mir so schier auf die Nerven gegangen, dass mir die Zeit bis zum Abi unendlich lang vorkam.
Das Landleben lief rückwärtsgewandt und war damals geprägt von der Landwirtschaft. Um mich herum nur Äcker und Bauernhöfe. Es roch nach Mist und Provinzdenken. Und der Alltag auf dem Dorf war mein persönlicher Kontrapunkt zum modernen (!) Stadtleben.
Alles hatte den Geruch von kleinkariert. Die Beete in den Vorgärten, die Menschen, die Ansichten und Meinungen. Also habe ich, sobald ich meine Lehre beendet hatte, umgehend die Koffer gepackt und bin in die große, weite Welt nach Hamburg gezogen. Und von dort nach Sylt und von dort nach Düsseldorf und von dort nach Brüssel und dann wieder zurück nach Düsseldorf. Da soll noch mal einer sagen, ich hätte es nicht versucht.
Fortsetzung folgt.